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Stabant Mariae

Bei Stabant Mariae hört, sieht und spürt das Publikum diePerspektive der Frauen, die Jesus von Nazareth ein Lebenlang begleitet haben und am Kreuz stehen blieben:
Stabant Mariae.
Gemeint sind seine Mutter Maria und Jüngerinnen undFreundinnen wie Maria Magdalena, Maria Salome, MariaJacobi oder Martha von Bethanien.

Hintergrund:
Wie es in der Schweizer Kultur nicht ausbleibt, zumindest an bestimmtenFeiertagen wie dem Osterfest, in dieKirche zu gehen, ist es normal, dass jungeSänger*innen in Gottesdiensten und bei kirchlichen Anlässen singen. DieEntwicklung der klassischen, westlichenMusik steht und fällt mit dem Einfluss derKirche. Monumentale Werke wie Monteverdis Marienvesper, Bachs H-MollMesse oder Haydns Schöpfung und somit auch die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben sind aus derLaufbahn professionell Musizierender nicht wegzudenken. Von der Schöpfung bis zurKreuzigung bleibt aber eine Frage offen:Wo sind die weiblichen Vorbilder?
Ein Beispiel ist Eva aus der Schöpfungsgeschichte, die oft als gierige Nackte dargestellt wird, die unsere Welt insVerderben stürzt. Auf der anderen Seite steht die Mutter Gottes, die hauptsächlich schön und still ist – und leidet, wie in Pergolesis „Stabat Mater“. Fakt ist jedoch:es gibt viele weitere Frauen in der christlichen Geschichte, die meist stumm blieben. Auch hatten sie andere Charakterzüge und Werte, als sie im Nachgang von Komponisten und Gelehrten zugeschrieben bekamen. Kennen Sie zumBeispiel Lilith? In einer Erzählung fliehtAdams erste Frau, weil sie sich nicht unterordnen wollte: „Weshalb sollte ich unten liegen? Ich bin ebenso viel (wert)wie du, wir sind beide aus Erde geschaffen.“*
Auch die typischen Tugenden der MutterGottes, Gehorsam, Demut, Unterwerfung und Keuschheit, repräsentieren die moderne Gesellschaft wenig. Ist Maria nicht viel mehr eine asylsuchende Mutter, die für ihre Rechte und die ihres Sohnes einsteht, ohne Rücksicht auf Verluste?

Konzept:
In Stabant Mariae möchten wir die Stimmen derFrauen in Jesu Leben zum Klingen bringen. DasKonzert will zeigen, welche Relevanz undAktualität sie und ihre Werte auch in unserer heutigen Gesellschaft haben.
Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736) schuf mit “Stabat Mater” nur einige Wochen vor seinemTod ein monumentales Meisterwerk für Streicher,Tasten und zwei Vokalsolistinnen. Der Komponist zeichnet ein Bild der Maria, welches uns mitfühlen lässt mit einer Frau, die machtlos zusehen muss, wie ihr Sohn am Kreuz hängt. EineFrau, die trotz allem die Stärke besitzt, stehen zubleiben auch im Angesicht des eigenen Todes.Eine Frau, zu der wir aufschauen und sie imLaufe des Stückes immer wieder bitten, ihreStärke und Liebe mit uns zu teilen.
Neben Maria, der Mutter Gottes, existieren inJesus Leben und in der gesamtenBibelgeschichte noch viele weitere Frauen, die zum grossen Teil stumm geblieben sind. DieseGedanken griff die junge Schweizer KomponistinManuela Villiger im Kompositionsauftrag “teach her” auf: „Die über Jahrhunderte andauernden, patriarchalischen Machenschaften an biblischeFrauenfiguren, sie (un)-absichtlich zu verstummen oder in ihrer Wirkungsweise zu verzerren, bilden den Startpunkt der Komposition. Mithilfe von Live-Elektronik entsteht ein klanglichesFundament, welches nach und nach überlagert wird. Daraus werden Marta und Maria aus Betanien und die damit verbundenen Rollen derFrau in der (heutigen) Gesellschaft thematisiert.Kombiniert mit feministischen Überlegungen von Chimamanda Ngozi Adichie verschwindet der Dualismus zwischen sinnlicher, fürsorglicherMutter und selbstbewusster, emanzipierterIntellektuellen nach und nach.“
Weil die Werke in Stilistik und Inhalt so divers sind, schaffen sie einen Nährboden für eine offene Auseinandersetzung mit dem Thema„Frauen in der Bibel“.

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